Ausgabe 2-2022 : Mai

Darf einem als junger Mensch die Rente egal sein?

Rente? Voll das trockene Thema, das braucht mich ja noch nicht interessieren, ist ja eh noch ewig Zeit, bis ich alt bin. So denken viele junge Erwachsene. Aber darf einem die Rente als junger Mensch wirklich so egal sein?

Interessiert euch das Thema Rente?

Jessica: Ja, schon ein bisschen. Es ist halt kein Thema, um das man herumkommt. Ich weiß aber auch, dass ich damit in  meinem Freundeskreis eher die Ausnahme bin.

Maria: Mich interessiert es ein Stück weit aus privaten Gründen. Meine Mama ist berufsunfähig und erhält deswegen jetzt schon Rente. Kurz nach dem Abitur hat sie mir dann die Grundlagen dazu erklärt.  Letztendlich war das sinnvoll, auch wenn ich zwischendurch schon dachte, es wäre echt langweilig.

Marinus: Man wird ja nicht jünger und irgendwann macht der Körper nicht mehr so mit und dann stellt man sich die Frage: Wie schaffe ich es, mich selbst zu verpflegen und für mich zu sorgen? Da sollte es einen schon ein bisschen interessieren.

  • Jessica Meinberg

    „Jeder sollte sich mal mit dem Thema Rente beschäftigt haben, auch wenn es auf den ersten Blick recht trocken wird“, sagt Jessica Meinberg. Die 19-Jährige aus dem DV Mainz studiert Soziologie und hat sich letzten Herbst intensiver mit dem Thema auseinandergesetzt.

  • Maria Rauch

    Maria Rauch aus dem DV Eichstätt hat nach der Schule von ihrer Mutter erst einmal einen kleinen „Crashkurs“ im Thema Rente erhalten. „War eigentlich ganz schön sinnvoll“, meint die 21-jährige Studentin.

  • Marinus Angermair

    „Seit ich arbeite, läuft das Thema Rente eher passiv nebenher“, meint Marinus Angermair. Dass er davor schon in der Schule etwas von dem Thema gehört hat, daran kann sich der 25-jährige Grundschullehrer aus dem DV München/Freising nicht erinnern.

Wenn ich an Rente denke, dann denke ich an…

Marinus: …das Ende meiner körperlichen Arbeit im Beruf.

Jessica: …Geld sparen.

Maria: …daran, dass ich einen gemütlichen Ruhestand haben möchte.

Inwieweit habt ihr euch bereits aktiv mit den Themen Rente und Altersvorsorge auseinandergesetzt?

Maria: Das ist zwar nicht direkt Rente, aber ich habe kurz nach dem Schulabschluss eine Berufsunfähigkeitsversicherung abgeschlossen. Damit weiß ich zumindest, falls irgendwas wäre, bin ich abgesichert und habe zumindest ein bisschen Geld.

Jessica: Letzten Herbst war ich in der Quarantäne zwei Wochen zuhause und habe in der Zeit online ein paar Workshops gemacht – unter anderem auch einen zum Thema „Finanzberatung“. Da wurde auch das Thema Rente angesprochen und ich habe das gemeinsam mit Expertinnen und Experten aufgearbeitet.

Marinus: Als ich in Vorbereitung auf meinen Job alle Unterlagen zum Arbeitgeber schicken musste, ging es los. Ich sah, dass ich eine Rentenversicherungsnummer habe. Und auf der Verdienstabrechnung sah ich, dass da bereits was für die Rente weggeht. Das war der Punkt, an dem ich mich einmal selbst aktiv damit beschäftigt habe. Seitdem läuft das eher passiv nebenher.

Wird in eurem Freundeskreis über das Thema „Rente“ gesprochen?

Jessica: Bei mir im Freundeskreis ist es ganz und gar kein Thema. Die meisten wissen noch nicht einmal, was sie studieren wollen. Da ist die Frage nach der Rente noch viel zu weit weg.

Marinus: Ne, auf jeden Fall nicht aktiv!

Maria: Ab und an habe ich mit Freundinnen und Freunden schon einmal darüber geredet und dem ein oder anderen vielleicht auch ein bisschen den „Anstupser“ gegeben, sich damit zu beschäftigen.

Einen gemütlichen Ruhestand fände Maria fantastisch.

War das Thema „Rente“ in eurer Schulzeit ein Thema?

Maria: Sicherlich ist das Nötigste im Sozialkundeunterricht mal dran gekommen, aber wenn, dann nur angeschnitten – und viel gemerkt habe ich mir da auch nicht.

Jessica: Ich kann mich gar nicht daran erinnern. 

Marinus: Selbst wenn das mal angeschnitten wurde, ist das schon so lange her, dass ich es erfolgreich verdrängt habe.

Was müsste passieren, damit sich Leute, die sich bis jetzt gar nicht damit auseinandergesetzt haben, mit dem Thema „Rente“ beschäftigen?

Maria: Ich glaube, in dem Moment, in dem man von der Schule geht, hat man so viele andere Sachen im Kopf, dass man da gar nicht daran denkt. In dem Moment machen sich viele einfach keine Gedanken darüber. Ich glaube, es ist schwer, das den Leuten näher zu bringen, wenn die nicht von selbst ein Stück weit das Bedürfnis mitbringen, sich darüber zu informieren. Wie man das machen kann, finde ich echt schwer.

Jessica: Ich würde vorschlagen, dass man ihnen aufzeigt, dass es sehr fatal sein kann, wenn man sich nicht darum kümmert. Die Zahlen der Altersarmut in Deutschland sind schon sehr krass. Wenn man da  Bescheid weiß, denkt man vielleicht eher mal „Hey, vielleicht sollte ich da auch was in der Richtung machen!“

Marinus: Vielleicht ist ein Workshop ein Weg. Das muss gar nicht in der Schule sein, sondern kann vielleicht auch im Rahmen der Ausbildung  oder des Studiums stattfinden. Der könnte nochmal aufzeigen, was man jetzt schon machen kann und welche zukünftigen Konsequenzen unser Handeln in der Gegenwart hat.

Macht ihr euch Sorgen um eure zukünftige Rente?

Jessica: Wenn ich nicht vorgesorgt hätte, würde ich mir Sorgen machen. Das ist ja die Absicherung, mit der ich in Ruhe meine Zukunft leben kann. Es fühlt sich besser an, wenn man weiß, dass da nicht nichts ist.

Maria: Wenn man den demografischen Wandel sieht, macht man sich schon ein bisschen Sorgen. Da kommt auf jeden Fall ein Bewusstsein dafür, dass man sich überlegen sollte, ob man jetzt bereits was zur Seite legt.

Marinus: Ich mach mir finanziell und auch zum Thema Rente keine Sorgen, wenn ich sehe, was ich auf meinem Konto und meinem Sparbuch liegen habe. Außerdem sehe ich auch in meiner Familie in den älteren  Generationen, dass die gut leben können. Wenn ich das sehe, beruhigt mich das auch ein Stück weit.

Arbeiten bis ins hohe Alter oder lieber ein entspannter Ruhestand? Sich früh mit dem Thema "Rente" zu beschäftigen, kann sich auszahlen.

Redet ihr mit den anderen Generationen in eurer Familie darüber?

Maria: Man merkt schon, dass die Großeltern nicht so viel Rente bekommen, aber so richtig darüber reden tun wir nicht.

Jessica: Bei mir war es bis jetzt auch kein Thema, was mal angesprochen wurde. 

Marinus: Mein Großonkel, der knapp 90 Jahre ist, fragt regelmäßig, wie es mir finanziell geht, weil er selbst weiß, er bekommt Rente und er auch möchte, dass ich die im hohen Alter auch habe. Also ja, ich habe im Familienkreis schon einmal über Rente gesprochen.

Was wünscht ihr euch von eurer Rente später?

Maria: Dass ich nie Angst haben muss, dass ich mir nichts zu essen kaufen kann oder mein Haus oder  meine Wohnung nicht zahlen könnte.

Jessica: Ja, das fasst es auch für mich ganz gut zusammen.

Marinus: Ich wünsche mir, dass ich eine gewisse Sicherheit habe zum Leben.

Damit das Thema Rente nicht nur theoretisch bleibt, sondern man ganz praktisch versteht, was sich hinter ihr versteckt, hat die „AG heute für morgen“ der Kolpingjugend den Wegweiser Rente erarbeitet. In dieser Handreichung erfahrt ihr mehr über das Rentensystem in Deutschland und erhaltet Workshopideen. Den Wegweiser gibt‘s online zum Download unter: www.kolpingjugend.de/rentenbroschuere

Bilder: iStock, privat, pixabay