Ausgabe 1-2021 : Februar

Ursachen erkennen – Verantwortung übernehmen – Konsequenzen ziehen

Im November 2020 hat die Vollversammlung des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) die folgende Erklärung – die vom Kolpingwerk Deutschland mitgetragen wird – verabschiedet.

„Sexualisierte Gewalt ist seit langem ein strukturelles Problem in der katholischen Kirche. Das Leid der Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen, die von sexualisierter Gewalt in der katholischen Kirche betroffen sind, erschüttert uns. Täter und Täterinnen sind nicht nur diejenigen, die aktiv missbrauchen, sondern auch alle, die vertuschen, verharmlosen und eine offene und transparente Aufdeckung der Taten behindern.

Die Kirche muss sich dieser schweren Schuld bedingungslos stellen. Wer Verantwortung trägt, muss diese auch übernehmen und aus Versagen Konsequenzen ziehen – das betrifft alle Leitungsverantwortlichen, in erster Linie die Bischöfe. Weggesehen und -geschwiegen haben in Fällen sexualisierter Gewalt über Jahrzehnte hinweg auch kirchlich engagierte Christinnen und Christen ohne Weiheamt.

Wir bedauern, dass wir als Zentralkomitee der deutschen Katholiken nicht schon vor 2010 das Thema in den Blick genommen haben. Wir bekennen, dass auch wir das Leid der Betroffenen oft nicht an uns herangelassen haben und diesbezüglich noch Lernende sind.

Wir sind ernüchtert, beschämt und zornig, dass sexualisierte Gewalt in der Kirche immer noch vertuscht wird. Bis heute bekennen sich zu wenig Verantwortliche zu ihrem Tun und Unterlassen. Wenn konsequent und schonungslos aufgearbeitet wird, unterstützen wir dies. Wir sehen jedoch, dass es noch immer Bischöfe und weitere Leitungsverantwortliche gibt, die ihre Macht missbrauchen, keine persönliche und institutionelle Verantwortung übernehmen und nicht zu strukturellen Veränderungen bereit sind. Wir fordern eine freimütige Diskussion auch innerhalb der Kirche und verurteilen jede Form, solche Diskussionen – womöglich sogar mit arbeitsrechtlichen Instrumenten – zu unterbinden.

Aktuell sind wir Zeuginnen und Zeugen intransparenter Vorgänge im Erzbistum Köln. Wir fordern, diese vollständig offen zu legen und insbesondere die Ergebnisse aus dem Gutachten der Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl zugänglich zu machen. Außerdem muss für weitere Untersuchungen eine unabhängige Kommission vergleichbare Prozesse und anzuwendende Methoden definieren und die Ergebnisse diözesanübergreifend evaluieren.

Im Juni 2020 hat die DBK mit der Bundesregierung eine „Gemeinsame Erklärung über verbindliche Kriterien und Standards für eine unabhängige Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche in Deutschland“ unterzeichnet. Wir fordern die Bischöfe auf, die Vereinbarung in ihren Bistümern konsequent und entschlossen umzusetzen.

Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken verpflichtet sich, die Aufarbeitung kritisch zu begleiten. Dafür mandatiert das ZdK eines seiner Gremien, das Gespräch mit den Betroffenen zu suchen sowie gemeinsam mit ihnen Perspektiven zu entwickeln und zu überlegen, welche Kontrollinstanzen Fortschritte in der Aufarbeitung sicherstellen können. Parallel sollen notwendige Reformen der katholischen Kirche im Zuge des synodalen Weges vorangetrieben werden. Leitend muss die Perspektive der Betroffenen sein.“

Für das Kolpingwerk Deutschland gehören der Vollversammlung Bundespräses Josef Holtkotte, die stellvertretende Bundesvorsitzende Klaudia Rudersdorf, Bundessekretär Ulrich Vollmer sowie die Geistliche Leiterin, Rosalia Walter, an. 


Bild: ZdK