Es geschieht in Ghana. Es geschieht in Pakistan. Es geschieht in Indien. Und die Liste von Ländern, in denen nahezu täglich grundlegende Menschenrechte verletzt werden, ist noch viel länger. Tausende Kilometer trennen die betroffenen Staaten von Deutschland, trotzdem ist der Grund für die dortigen Menschenrechtsverletzungen in der Bundesrepublik nur eine Armlänge entfernt – beim Einkaufen. Mit dem Griff zur Jeans. Mit dem Griff zur Teepackung. Mit dem Griff zur Tafel Schokolade. Denn zusätzlich landen damit auch mangelhafte Brandschutzmaßnahmen, Hungerlöhne und Kinderarbeit im Einkaufswagen.
Rund acht Jahre ist es her, dass Nachrichtensendungen Bilder einer ausgebrannten pakistanischen Textilfabrik sendeten. 258 Angestellte verloren an diesem Tag im September 2012 ihr Leben, mehr als 30 wurden verletzt. Der Grund, weshalb sie in dem Gebäude entweder erstickten oder verbrannten: Viele Fenster waren vergittert, Notausgänge verschlossen und nur eine Tür des Gebäudes geöffnet. Für Diskussionen sorgte das Unglück hierzulande zudem, weil das deutsche Unternehmen KiK größter Kunde der Fabrik war. Im Jahr vor dem Brand kaufte der Textil-Discounter bis zu 75 Prozent der dort hergestellten Produkte.
Viele Teeblätter, die etwa auf Plantagen in Assam (Indien) geentert werden, landen unter anderem in Beuteln, die in deutschen Supermärkten auf dem Kassenband liegen. Pro Tag erhalten die Arbeiterinnen und Arbeiter allerdings gerade einmal zwischen 1,70 und zwei Euro – viel zu wenig für eine sichere Existenz. In Deutschland dürfte ihr Tageslohn in etwa dafür ausreichen, sich einen Schokoriegel kaufen zu können. Der Kakao, um diesen herzustellen, dürfte dabei sehr wahrscheinlich aus Ghana oder der Elfenbeinküste stammen. Schließlich wird etwa 70 Prozent der weltweiten Kakaoernte auf Plantagen in Westafrika angebaut. Das Problem: Die schwere körperliche Arbeit erledigen nicht nur Erwachsene, sondern auch an die zwei Millionen Kinder. Und das großteils unter ausbeuterischen Bedingungen.
Dazu beitragen, all das zu verhindern, soll in Deutschland das sogenannte Lieferkettengesetz. Eigentlich hätte es dieses Jahr verabschiedet werden sollen. Passiert ist das aber noch nicht. Nur warum eigentlich, und was genau sieht das geplante Gesetz vor? Das Kolpingmagazin gibt Antworten auf die sieben wichtigsten Fragen.