Wenn am 21. November 2022 der Pfiff des Schiedsrichters ertönt, beginnt um 13 Uhr Ortszeit im 60.000 Zuschauer fassenden al-Bayt-Stadion in der katarischen Küstenstadt Al-Chaur die Fußball-Weltmeisterschaft. Es ist die wohl umstrittenste in der Geschichte des Fußball-Weltverbandes Fifa. Erstmals wird das Turnier im Winter stattfinden – weil im Sommer bei Temperaturen von um die 50 Grad an einen Spielbetrieb nicht zu denken ist. Auch nicht in klimatisierten Stadien.
Mehr noch als die klimatischen Bedingungen sorgte jedoch die Menschenrechts-Situation und wie der Wüstenstaat damit umgeht für Entsetzen in der Weltöffentlichkeit. In einem Lagebericht ging die Menschenrechtsorganisation Amnesty International zuletzt von mehr als 15.000 Arbeitsmigrant_innen aus, die zwischen 2010 und 2019 in Katar gestorben sind. Vermutlich aufgrund der oftmals menschenunwürdigen Arbeits- und Lebenssituation der Gastarbeiter_innen.
Nicht zuletzt aus diesen Gründen gab es seit der WM-Vergabe immer wieder Forderungen, das Turnier zu boykottieren. In Deutschland befürworten sogar 61 Prozent der Fußball-Fans, dass die deutsche Nationalmannschaft nicht nach Katar reist. Das ergab im Mai 2021 eine von Infratest Dimap im Auftrag des WDR erstellte repräsentative Umfrage. Für eine Teilnahme am Turnier waren hingegen nur 31 Prozent der Befragten Fans.
Wenige Monate vor Beginn des Turniers steht allerdings fest, dass es keinen Boykott geben wird. Zumindest nicht von den für die WM qualifizierten Teams. Allerdings fragen sich nun vermehrt Fußballinteressierte, wie sie mit der Veranstaltung umgehen sollen. Schließlich ist eine Weltmeisterschaft meist ein fixer Bestandteil des Kalenders eines Fans. Bleibt der Fernseher diesmal aus? Oder ist der Reiz der Spiele doch zu groß?
Wolfgang Büttner vom Deutschlandbüro der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch beobachtet die Situation der Menschenrechte in Katar und den Golfstaaten seit Jahren. Im Interview mit dem Kolpingmagazin spricht der 45-Jährige unter anderem darüber, ob man als Fan guten Gewissens die Übertragungen verfolgen kann und was er vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) fordert.