„Vertraue niemals anderen Menschen, sie werden dich enttäuschen.“ So lautete lange Zeit das Lebensmotto der Südafrikanerin Nataly Jacobs. Die junge Frau hatte sich sogar ein Plakat mit diesem Satz in ihrem Zimmer aufgehängt – quasi als Mahnung, weil das Leben sie bislang nichts anderes gelehrt hatte. Natalys Kindheit und Jugend war nicht einfach. Ihr Vater starb, als sie gerade einmal acht Jahre alt war. Plötzlich war ihre Mutter mit ihr und den vier älteren Geschwistern alleine. Alleine in einem Township am Ostkap Südafrikas, wo nicht nur Armut den Alltag bestimmt, sondern auch Alkohol und Drogen, häusliche Gewalt, Bandenkriminalität und Vergewaltigungen. Ein soziales Umfeld, das tiefe Spuren in der Seele einer Heranwachsenden hinterlässt und jeden Tag zu einer neuen Herausforderung macht.
Die Schule meisterte Nataly zunächst gut. Doch als sie älter wurde, folgte sie falschen Vorbildern und verließ die zehnte Klasse ohne Abschluss. Zur gleichen Zeit wurde ihre Mutter schwer krank und Nataly, die als einzige noch zu Hause lebte, musste sich um sie kümmern. Kurz bevor die Mutter starb, wurde die Jugendliche schwanger. Nun stand auch sie ganz ohne Unterstützung da – alleinerziehend, ohne Schulabschluss, ohne Job. „Ich war völlig verzweifelt und einfach nur noch wütend auf das Leben“, erinnert sich Nataly. Sie schottete sich ab von der Welt und verlor jede Hoffnung, in ihrem Leben noch einmal voranzukommen. Dann lernte sie Kolping kennen – und nahm ihr Schicksal in die Hand.