Wenn Edwin Narváez das Haus verlässt, geht er geradeaus oder links. Den Weg nach rechts nimmt er nicht. Der ist zu gefährlich. Er könnte etwas sehen, das er nicht hätte sehen sollen. Er könnte Menschen begegnen, denen er nicht begegnen sollte. Also geht er geradeaus – vorbei an Holzhütten mit Wellblechdach, unverputzten Backsteinhäusern mit Holztüren, verschlossenen Fenstern, aus denen lautstark Musik dringt. Die Bässe begleiten den 19-Jährigen, während Motorräder an ihm vorbeirauschen. Ihr Dröhnen und Rattern mischt sich mit den Bässen und bildet den ohrenbetäubenden Soundtrack der Stadt.
Dann erreicht Edwin Narváez sein Ziel: das Jugendzentrum Centro Afro. "Der Ort, an dem ich sicher bin und mich wohlfühle. Der Ort, an dem meine Talente entdeckt und gefördert werden." Als er das Tor im hohen Maschendrahtzaun aufschließt, drängeln sich drei Kinder an ihm vorbei und stürmen lachend auf die Rasenfläche hinter dem bunt bemalten Gebäude. Beobachtet werden sie aus dem kleinen Friseursalon gegenüber. Späher melden Unbekannte sofort, jeder Schritt wird überwacht.
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