Selten bin ich Personen begegnet, die keine Meinung dazu haben. Und so ist es auch in unserem Verband. Deshalb ist es wichtig, darüber zu sprechen, im Austausch zu sein, zu diskutieren und Argumente auszutauschen. Das Kolpingwerk hat auf der Bundesversammlung 2021 einen Sensibilisierungsprozess angestoßen, sich mit der Thematik rund ums Gendern auseinanderzusetzen. Das Ziel ist hierbei, möglichst viele Mitglieder mitzunehmen auf den Weg hin zu einer geschlechtergerechten Sprache in unserem generationenübergreifenden Verband.
In der Kolpingjugend nutzen wir bereits seit ein paar Jahren den Genderstern als Zeichen für Geschlechtergerechtigkeit, für Offenheit und als Zeichen gegen Diskriminierung. Wir zeigen damit allen Mitgliedern, Teilnehmenden und Interessierten, dass sie bei uns willkommen sind.
Das Gendern und das Nutzen von neutralen Begriffen hat Auswirkungen auf unseren Alltag und unser Leben. So werden – auch wenn zum Beispiel mit dem generischen Maskulinum alle gemeint sein sollen – durch das Gendern Frauen sichtbarer, denn wir kreieren automatisch Bilder in unserem Kopf, wenn wir zum Beispiel von „dem Polizisten“ sprechen. Gendern hat auch Auswirkungen auf die Berufswahl. Bezieht sich die Ausschreibung nicht nur auf den männlichen Titel, sondern ist gegendert, fühlen sich auch Frauen und LGBTIQ+ Personen angesprochen. Genauso hat Sprache einen Einfluss darauf, welchen Job wir uns zutrauen. Und das bereits bei Kindern im Grundschulalter. Werden alle Geschlechter genannt, trauen sich zum Beispiel auch hier Personen anderer Identitäten viel eher zu, stereotype „Männerberufe“ zu ergreifen und umgekehrt.
Es ist wichtig, Meinungen zu haben. Aber es ist auch wichtig, offen zu sein für Veränderung, den Blick zu weiten und die Vorteile zu erkennen, die manche Veränderungen mit sich bringen. So hat sich auch meine persönliche Einstellung in den letzten Jahren um 180 Grad gewendet. Wir müssen Vielfalt sichtbar machen. Und Sprache ist dabei ein erster Schritt.
Foto: Marvin Kuhn/unsplash.com
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