Ausgabe 3-2021 : Juli

Es warten unangenehme Fragen

Die Corona-Pandemie verursacht mit all ihren Auswirkungen erhebliche Mehrbelastungen für die Sozialversicherung. Am augenscheinlichsten tritt dies im Gesundheitswesen zutage.

Denn die Pandemie erfordert zusätzliche Aufwendungen, zum Beispiel für die stationäre Behandlung von Patientinnen und Patienten. Durch Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit sinken aber auch die Einnahmen in den übrigen Zweigen der Sozialversicherung. Erschwerend kommt hinzu, dass die Steuereinnahmen des Staates deutlich gesunken sind. Von diesen dient ein guter Teil zur ergänzenden Finanzierung der gesetzlichen Rentenversicherung.

Daneben drückt nach wie vor der demografische Wandel auf die Tragfähigkeit der sozialen Sicherungssysteme. Eine baldige Mehrbelastung der Beitragszahlerinnen und Beitragszahler scheint damit auf den ersten Blick unausweichlich. Doch in der Politik wird bereits über eine „Sozialgarantie 2022“ diskutiert, um dies zu verhindern und die Sozialversicherungsbeiträge bei maximal 40 Prozent der Bruttolöhne zu deckeln. Zumindest bis zum nächsten Jahr. 

So kommen Politik und Gesellschaft nicht an der Erkenntnis vorbei, dass die finanziellen Belastungen für die Sozialversicherung durch die Pandemie zwar beschleunigt werden. Letztlich bilden coronabedingte Mehrausgaben aber nur einen Teil der Wirklichkeit ab. So lässt sich ein Großteil der für 2021 veranschlagten Mehrausgaben im öffentlichen Gesundheitssystem gar nicht auf die Pandemie zurückführen. Es geht vielmehr um die Finanzierung von politisch forcierten Leistungsverbesserungen, die in der laufenden Legislaturperiode beschlossen wurden. Eine Ausweitung von Leistungen des Gesundheitssystems, die unter anderem auch auf die Herausforderungen und Möglichkeiten der Digitalisierung reagieren, verbessern die Situation der Versicherten. 

Leistungsverbesserungen lassen sich angesichts immer wiederkehrender Krisen aber nur sichern, wenn die Sozialpolitik der Zukunft vorausschauend auf die Auswirkungen des demografischen Wandels reagiert. Dazu gehören mit Blick auf die Bereiche Rente und Pflege unangenehme Debatten: Braucht es nach 2031 eine weitere Anhebung des Renteneintrittsalters? Bedarf es einer Erweiterung der Steuerfinanzierung von Sozialleistungen? Müssen neben Erwerbseinkommen weitere Einkunftsarten in die Finanzierung der sozialen Sicherung einbezogen werden?

Dies sind unangenehme Fragen. Nach der Bundestagswahl müssen sie allerdings dringend aufgegriffen werden. Denn sie bedürfen einer Antwort.


Foto: Gerd Altmann/pixabay

Kommentar verfassen

Jeder Kommentar wird von der Redaktion überprüft, bevor er im Onlinemagazin erscheint. An dieser Stellen wollen wir auch auf unsere Netiquette und Informationen zum Datenschutz hinweisen.

Ihr Kommentar wurde verschickt!

Wir bitten um etwas Geduld. Ihr Kommentar wird von der Redaktion geprüft bis er online gestellt wird.

OK

Impulse für Debatten

Die Fachreferentinnen und -referenten im Bundessekretariat des Kolpingwerkes Deutschland bringen immer wieder fachlich fundierte Ideen und Denkanstöße in verbandliche Debatten ein. Auf dieser Seite veröffentlichen wir persönliche Einschätzungen der Referentinnen und Referenten. Dies sind keine Positionen des Kolpingwerkes Deutschland, sondern Impulse und Denkanstöße für ergebnisoffene Debatten.